Eines ist klar: Der Jeep Renegade Trailhawk kommt im Gelände weiter als all seine Klassenkameraden. Im Herzen bleibt er aber ein Freizeitauto. Wir haben den Italo-Amerikaner abseits befestigter Strassen bewegt und sind mit ihm hoch hinauf gefahren.
Die Wolken hängen sehr tief an diesem grauen Morgen. Die Autobahn Richtung Berner Oberland präsentiert sich als Dauerbaustelle, und der Regen prasselt unentwegt auf die Windschutzscheibe des Jeep Renegade Trailhawk. Doch der SUV mit Offroad-Ambitionen ist ein ganz komfortabler Kerl: Der Motor läuft extrem ruhig, im neunten Gang der Neungang-Automatik bei Tempo 120 wird die Drehzahl von 2890 auf 2170 U/min abgesenkt. Die Power erhält das Getriebe von einem 2.0-Liter-Turbodiesel mit 170 PS: ein durchzugsstarkes Aggregat, das sich in Kombination mit der Automatik mit 6,9 Litern zufriedengibt. Was ebenfalls auffällt auf der Autobahn, ist die gute Isolierung des Renegade, Wind- und Abrollgeräusche sind kaum hörbar. Nur der Regen prasselt immer noch. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits ausgewaschene Schotterstrassen vor mir, vom anhaltenden Regen richtig glitschig nass, Schlammlöcher und riesige Pfützen für spritzige Wasserdurchfahrten. Für einen normalen SUV kaum zu bewältigen, für den Renegade Trailhawk dank Reduktionsgetriebe aber machbar. Als wir in Adelboden einfahren, hat der Regen aufgehört. Der Föhn bläst die Regenwolken weit weg von den Bergen. Hier treffen wir auf Offroad-Experte Roland Vogel. Seine Firma 4×4 Exploring bietet Offroad-Reisen in die ganze Welt an. Roli ist den Renegade Trailhawk noch nie gefahren, für seine Touren braucht er reinrassige Geländewagen, wie zum Beispiel den Jeep Wrangler Rubicon. Ob er sich mit dem SUV aus dem gleichen Haus anfreunden kann?
Video Karrosserie:
Rein äusserlich zumindest kann der Renegade Wrangler mit so manchem Offroader mithalten: Vorne wie hinten geschützte Stossfänger, erhöhte Bodenfreiheit (22,4 cm), grosse Radkästen, die auch Platz für grössere Reifen bieten, gute Böschungswinkel und kurze Überhänge. Alles robust verpackt mit Hartplastik, um die Karosserie vor Steinschlag zu schützen. Kugelrunde Frontscheinwerfer, eingebettet in einen mattschwarzen Kühlergrill; die Rücklichter mit Kreuz-Signatur in Anlehnung eines amerikanischen Benzintanks, dazu ein kubischer Gesamtauftritt und geländegängige Ganzjahresreifen. Der Jeep Renegade will äusserlich nicht mit fliessenden und dynamischen Formen punkten, wie das andere SUVs machen. Die Offroad-Gene der Marke drücken auch bei ihrem kleinsten SUV durch: Der Renegade Trailhawk vermittelt Stärke, Robustheit und Belastbarkeit. Man sieht auf den ersten Blick, dass der Trailhawk ins Gelände gehört. Genau das, was wir für unser Abenteuer brauchen. Mit einer Sonderbewilligung von Adelboden Tourismus fahren wir mit dem Jeep Renegade Trailhawk auf die Bonderalp.
Video Unterboden:
Endlich Schotter unter den Rädern!
Die Infrastruktur in der Schweiz ist so gut ausgebaut, da muss man ziemlich lange Fahren, um die geteerten Strassen hinter sich zu lassen und endlich Schotter unter die Räder zu bekommen. Doch bereits nach 15 Minuten Fahrt von Adelboden Richtung Bonderalp hören wir die Steine unter den 17-Zoll-Pneus knirschen. Mühelos bewältigt der vollautomatische Allrad-Antrieb die steile Schotterstrasse. Doch schon bald drückt Roli den «4WD Low»-Knopf, und das Transfergetriebe schickt nun die doppelte Kraft an das Rad, das Auto fährt aber nur noch halb so schnell. Geländegang sei Dank, die Achsübersetzung liegt bei 20:1. Langsam und stetig wühlt sich der Renegade den Berg hinauf. Zeit, sich mal den Innenraum genauer anzusehen. Der Fiat-Einfluss ist klar erkennbar, schliesslich basiert der Renegade auf dem Fiat 500L. Vieles ist in robustem Hartplastik gehalten, dank Applikationen aus mattrotem Kunststoff wirkt das Ganze aber sehr verspielt und jugendlich. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, man findet sich sehr schnell zurecht. Der Geländegang wird per Knopfdruck eingeschaltet. Je nach Untergrund wählt der Fahrer Auto, Snow, Sand, Mud und Rock aus. Auch die Platzverhältnisse sind für die Passagiere gut. Das Kofferraumvolumen beträgt 351 Liter. Bei einer Länge von 4.25 Metern nicht gerade beeindruckend. Dafür seine Geländegängigkeit umso mehr: Die Untersetzung sorgt dafür, dass der Jeep Renegade Trailhawk auch auf losem Untergrund sicher unterwegs ist. Die serienmässige Bergabfahrhilfe Hill Descent Control bremst das Fahrzeug automatisch ab, damit es in steilem Gelände nicht zu schnell wird. Im Nu sind wir auf der Bonderalp angekommen und können die schöne Bergsicht geniessen. Für den Renegade Trailhawk war das ein Klacks, der kleine SUV könnte noch viel mehr.
Das Selec-Terrain® Assistenzsystem von Jeep
- Auto: Automatische Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse inkl. Entkopplung der Hinterachse.
- Snow: Für minimales Übersteuern und maximale Traktion, z.B. durch Anfahren im zweiten Gang.
- Sand + Mud: Maximale Traktion bei niedrigen Geschwindigkeiten durch mehr Radschlupf.
- Rock (nur bei Version Trailhawk): Ermöglicht geringe Kriechgeschwindigkeiten und maximale Kontrolle in anspruchsvollem Gelände.
Video Getriebe:
Technische Daten |
Jeep Renegade Trailhawk |
Preis ab | 39 650 Franken |
Hubraum | 4-Zylinder Turbodiesel, 2 Liter |
Leistung | 170 PS bei 3750 U/min |
Drehmoment | 350 Nm bei 1750 U/min |
Antrieb | Allradantrieb |
0 bis 100 km/h | 8,9 s |
Spitze | 196 km/h |
Verbrauch | 5,9 l/100 km (Werksangabe)
6,9 l/100 km (Praxisangabe) |
CO2 | 155 g/km (Werksangabe) |
Aussenmasse | 425 x 180 x 169 cm |
Ladevolumen | 351–1295 Liter |
Markteinführung | 2014 |
Konkurrenten | Skoda Yeti (37 080 Franken) |
Fazit
Der Jeep Renegade Trailhawk kommt weiter als all seine Klassenkameraden und ist das perfekte Freizeitauto für abenteuerhungrige Menschen. Der SUV hat sich im Gelände problemlos bewährt, der serienmässige Vierradantrieb Jeep Active Drive Low mit Geländeuntersetzung macht ihn zu einem echten Offroader, aber nicht zum kernigen Extrem-Kletterer, wie der Jeep Wrangler. Das Abzeichen «Trail rated», das an seiner Karosserie prangt, hat er sich verdient. Nur die Bodenfreiheit dürfte etwas mehr sein. Der Unterfahrschutz und die Plastikelemente an der Karosserie sorgen dafür, dass die Ausflüge ins Gelände ohne böse Folgen bleiben. Auch leichte Wasserdurchfahrten sind dank der Wat-Tiefe bis zu 48 cm kein Problem. Die Anhängelast beträgt nur 1500 kg, die dürfte etwas höher sein. Die Version Trailhawk ist nur in Verbindung mit dem 2.0-Liter-Turbodiesel und der 9-Gang- Automatik erhältlich. Sie kostet mit 39 650 Franken fast 15 000 Franken mehr als die Basisversion Jeep Renegade Sport (Fr. 24 950.–), bietet aber für Menschen, die regelmässig abseits befestigter Strassen unterwegs sind, einen grossen Mehrwert. Zugleich bleibt er trotz Offroad-Attributen sehr komfortabel und alltagstauglich. Übrigens wird der Renegade in Italien gebaut. Ein echter Kulturschock für eingefleischte Jeep-Fans…
Vor- und Nachteile
- Offroad-Eigenschaften
- innovative 9-Gang-Automatik
- sparsamer Verbrauch
- gute Durchzugskraft des Turbodiesels
- sympathischer Gesamteindruck
- Bodenfreiheit dürfte grösser sein
- Kofferraum etwas klein
- geringe Anhängelast