Vor einiger Zeit hat sich mein GPS im Auto auf der Fahrt zu einem Zielort mit lautem Knistern verabschiedet. Und jetzt? Wie kann man denn da noch seine Zielorte erreichen? Und das noch als Frau, wo wir ja nicht nur den Ruf haben, dass wir links und rechts verwechseln, sondern auch noch, dass wir keine Karten lesen können und schon gar keinen Orientierungssinn haben. Das kann ja heiter werden!
Ich verfüge über einen sehr ausgeprägten Orientierungssinn. Zum Glück, denn sonst dürfte ich mich auf keinen Fall mit dem Projekt Dakar beschäftigen: Die Hauptschwierigkeit der Dakar sind nämlich nicht die vielen Kilometer die man absolvieren muss, sondern die Navigation. Das GPS, welches von der Organisation abgegeben wird, zeichnet nur die zurückgelegten Kilometer auf und die Kompassnadel schaltet sich erst ein, wenn man in der Nähe des Waypoints ist, den man anfahren muss. Die langen Strecken zwischen den Waypoints fährt man nach Roadbook und einem zusätzlichen digitalen Kompass.
Im Alltag warnt heute das Navigationssystem vor Staus und rechnet die Fahrzeit aus. Aber auch moderne Navis sind nicht unfehlbar. Eine gewissenhafte Vorbereitung ist immer empfehlenswert, GPS hin oder her! Wie hat man früher im Alltag eigentlich den Weg gefunden, vor dem Navi-Zeitalter? Mit der guten, alten Strassenkarte! Aber die Karte alleine war manchmal auch nicht das einzige Hilfsmittel. Es ist immer noch sehr hilfreich, wenn man sich entweder an der Sonne oder am Kompass orientiert und sich so vergewissert, dass man auf dem richtigen Weg ist.
Es geht aber auch ohne Navi. Hier ein paar Tipps, um ohne mobile Technik ans Ziel zu kommen:
-Adresse nachschlagen und notieren
-Den Weg auf einer Strassenkarte nachschlagen.
-Orte aufschreiben, die es anzufahren gilt.
-Distanzangaben zwischen den wichtigsten Ortschaften notieren.
-Kritische Kreuzungen mit Richtungsänderungen hervorheben
Mit diesem einfachen Roadbook kann ich jederzeit anhalten und nachschauen, wenn ich nicht mehr sicher bin, ob mein eingeschlagener Weg der richtigen ist. In der Schweiz kann man sich so gar nicht verfahren!
Schwieriger wird es da schon, wenn ich zum Beispiel eine neue Route in Argentinien ausprobieren möchte. Da kann ich das bekannte GPS gleich vergessen. Dann kommt zu der herkömmlichen Strassenkarte, noch die Hilfe über Google Earth. Also schaue ich mir die Routen «vom Weltall aus» an, merke mir Bergzüge und in welche Richtung diese verlaufen. Die Koordinaten kann ich in ein GPS einprogrammieren, welches mir zwar nicht sagt, wo ich langfahren muss, aber mir doch dann die Gewissheit gibt, dass ich meine markierten Punkte erreiche. In Argentinien bin ich fast nur off road unterwegs. Strassenschilder sucht man hier sehr oft vergebens. Da ist dann ein herkömmlicher Kompass wirklich ein wichtiges Hilfsmittel.
Für mich ist Navigieren ein Spass. Das übe ich natürlich bei jeder Gelegenheit und deshalb sieht man an meinem privaten Quad, welches ich auch im Alltag benutze, kein herkömmliches GPS. Mir Strecken zu merken und mir anhand von Karten vorzustellen, wie das Gelände aussieht, markante Punkte auch auf Google Earth herauszufinden, das ist zwar eine aufwendigere Variante, eine Fahrt vorzubereiten, ist aber für mich ein Teil jeder Reise.
An der Rallye Dakar kommt zum Navigieren noch einiges mehr dazu. Man fährt ja ein Rennen, auf den Spezialetappen gegen die Zeit. Auf den unterschiedlichen Pisten muss man sein Fahrzeug zudem noch materialschonend ans Ziel bringen. Auf den Verbindungsetappen wird auch navigiert, damit man von Biwak zu Biwak findet, aber dann kommt noch hinzu, dass man sich an die Gesetze des Strassenverkehrs halten muss. Das wäre aber dann ein anderes Kapitel.