Wie kommt man als Autotester auf diese Überschrift? Ganz einfach. Der Fiat 500X ist ein SUV der sympathisch rüberkommt – Check! Fiat und Spaghetti sind typisch italienisch – Check! Aber Western? Was hat ein kleiner SUV aus Turin mit einem amerikanischen Cowboy-Film zu tun? Ganz einfach: Die Verwandtschaft kommt aus Übersee.
Entfernte Verwandtschaft
Waren das noch selige Zeiten als es beim klitzekleinen, aber legendären Fiat 500 mit Heckmotor nur 2 Varianten gab: Limousine und Kombi, aus die Maus! Topolino war dann auch der Spitzname des altehrwürdigen Cinquecento. Der aktuelle 500er muss auch wegen seines Erfolgs für alle möglichen Fahrzeug-Varianten herhalten. Da kennt Fiat-Chef Sergio Marchionne keine Gnade. Zweitüriger Kleinwagen, Rolldach-Variante, Abarth-Bolide, ein Minivan namens 500L, alles da. Und jetzt als 500X sogar als kleiner SUV mit Allradantrieb. Damit kommen wir wieder zum Western, eine der amerikanischsten Kunstformen überhaupt. Denn die technische Plattform für den kleinen Italiano-SUV stellt der Jeep Renegade, der kaugummikauende und breitbeinig daherkommende Schwippschwager aus dem Fiat/Chryslerr-Konzern. Womit wir wieder beim Cowboy gelandet sind. Bodengruppe und Achsen, inklusive Allradantrieb von den Americanos? Sta Minghia, wundert sich da der eingefleischte Tifosi. Na, wenigstens stimmt das Design. Beim X haben sie im Gegensatz zum Minivan 500L die knuddelige Erscheinung des originalen 500 hinübergerettet. Der Fiat 500X wirkt wie der kleine 500er richtig lieb. Was man ja von SUVs im Allgemeinen nicht behaupten kann. Trotz Glupschaugen wirkt der allradgetriebene Crossplus 1.4 MultiAir mit seinen 18 Zoll grossen Rädern aber auch erwachsen und lässt sich bei Bedarf mit zahlreichem Zubehör aus dem Mopar-Shop noch optisch aufmotzen.
Sattelleder und Glupschaugen
Beim Anblick in den Innenraum sorgen die Sitze im braunen Sattelleder-Look (jawohl, Western!!!) mit schicken Stickereien für einen Aha-Effekt. Leider lassen es die vorderen ansonsten bequemen Sitze an Beinauflage für grossgewachsene Personen vermissen. Hinten jedoch ist genug Platz für die Familienreise. Zuviel Freizeitgerät sollten die lieben Kinder aber nicht mitnehmen. Der Kofferraum veträgt nur 350 Liter Gepäck, weniger als eine Horde Indianer Feuerwasser. Er ist zwar ein SUV, aber eben nur ein kleiner. Der Nissan Juke bietet auch nicht mehr Platz. Das Panorama-Glasdach «Sky-Dome» (Aufpreis 1 400 Franken) lässt viel Sonne in den Innenraum, lässt sich aber nur für die vordere Besatzung öffnen. Dafür erfreut sich die junggebliebene Besatzung an der hochwertigen Musikbeschallung. Das aufpreispflichtige (720 Franken) Hifi-System «Beats Audio» von Dr. Dre («Straight Outta Compton»-Gucker wissen Bescheid) haut so richtig rein, wenn man den Lautstärkeregler hochfährt. Knallharter Gangsta-Hip Hop kommt dann aber doch etwas komisch im rundlich, netten 500X. Besser passt ein junger, frischer und positiver Sound, mit etwas Country gewürzt. Was gibt der Sendersuchlauf her? Ah, Taylor Swift, das passt. Optisch gewöhnungsbedürftig ist das Armaturenbrett. Es wölbt sich stark in den Innenraum, dafür sitzt ergonomisch gesehen alles an seinem Platz. Die Hauptfunktion übernimmt das 6,5 Zoll grosse Touchscreen-Display. Die Menüführung für Navi und Infotainment ist grösstenteils selbsterklärend und lässt kaum Wünsche offen.
Sattelfest im Galopp
Gerade weil der 500X für einen SUV so harmlos und putzig aussieht, überrascht es den Fahrer, dass der kleiner 1,4 Liter Benziner in einem SUV abgeht, wie gut geölte Spaghetti alle Vongole. Das verhältnismässig kleine Turboaggregat zieht schon bei niedrigen Drehzahlen mächtig an und kennt nur ein kleines Turboloch. In Zusammenarbeit mit der Neunstufen-Automatik(!) lässt es sich entspannt und gleichzeitig sportlich fahren. Die Befürchtung, dass die Schaltbox bei der Vielzahl an zur Verfügung stehenden Gänge hektisch hin- und herschaltet, erweist sich als unbegründet. Natürlich hat der Fahrer die Möglichkeit, manuell in das Doppelkupplungsgetriebe einzugreifen. Das ist aber fast so gut wie nie nötig. Auch der Antrieb erweist sich als unauffällig. Grundsätzlich ist der allradgetriebene Crossplus mit nur vorne angetriebenen Rädern unterwegs. Das spart Treibstoff, die Hinterachse rollt nur mit. Das spart Treibstoff. Erfordert es die Situation, schaltet die Elektronik die Hinterachse wieder hinzu. Über einen Drehschalter lassen sich verschiedene Fahrmodi einstellen. «Auto» steht für den optimalen Kompromiss aus Komfort und Verbrauch und «Sport» wenn es mal pressiert. Auch wenn das Fahrwerk grundsätzlich zur Sorte «straffer Fugenfinder» zählt: In seinem Wesen ist der 500X kein Sportwagen wie die Abarth-Varianten des 500ers. Dafür ist einfach der Schwerpunkt und das Gewicht zu hoch. Im Modus «Traction» und «Traction Plus» überträgt die Elektronik mehr Kraft auf die Hinterachse. Ideal für schlüpfrigen Untergrund oder im Winterbetrieb. Bleibt man auf befestigten Wegen unterwegs, kommt der 170 PS starke Benziner mit knapp 8 Liter auf 100 Kilometer aus. In Anbetracht des recht hohen Gewichts von 1,6 Tonnen geht das in Ordnung.
Technische Daten | Fiat 500X CROSSPLUS 1.4 MultiAir |
Preis | Ab 36 200 Franken (Testwagenpreis 44 570 Franken) |
Hubraum | 4-Zyl. Turbo-Benziner, 1,4 Liter |
Leistung | 170 PS bei 5500 U/min |
Drehmoment | 250 Nm bei 2500 U/min |
Antrieb | Allradantrieb |
0 bis 100 km/h | 8,6 s |
Spitze | 200 km/h |
Verbrauch | 6,7 l/100 km (Werksangabe) 7,8 l/100 km (Praxisverbrauch) |
CO2 | 157 g/km (Werksangabe) |
Aussenmasse (LxBxH) | 427 x 180 x 162 cm |
Ladevolumen | 350–1000 Liter |
Markteinführung | 2015 |
Genau genommen ist der 500X mehr Jeep Renegade als knuffiger Fiat 500. Als Sympathie-Träger unter den kleinen SUV macht er trotzdem dem Nissan Juke richtige Konkurrenz. Zudem zeigt er italienisches Temperament. Genau der richtige Mini-SUV zum Ausflug in die Berge für die aktive Kleinfamilie.
Vor- und Nachteile
- gute Fahrleistungen, gute Bremsen, hohes Ausstattungsniveau
- Hartes Fahrwerk, kleiner Kofferraum