Wie hat er sich doch gemausert. Stammte der erste Kia Sportage noch von einem Militär-Jeep ab und wurde unter anderem bei der Firma Karmann in Osnabrück zusammengeschustert, war die zweite Version ab 2004 qualitativ um zwei Klassen besser, sah aber aus wie ein argentinischer Ameisenbär mit Heuschnupfen. Erst mit der dritten Version ab 2010 etablierte sich der Koreaner als ernsthafte Konkurrenz zu Tiguan und Co. Die neue, als «New Sportage» geadelte Version soll alles noch besser können. Die neue Ausstattungslinie «GT-Line» mit 177-PS-Top-Benziner, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und Allrad-Antrieb soll die verwöhnte Kundschaft von anderen Herstellern abwerben.
Wuchtige Tigernase
Die optischen Neuerungen sind besonders von vorne sichtbar. Im Rückspiegel wirkt der New Sportage, als wäre er zwei Klassen höher à la Audi Q7 oder Volvo XC90 angesiedelt. Die Scheinwerfer sind sehr hoch platziert und verlaufen schräg entlang der Motorhaube nach hinten. Nachteil: Die Front wirkt vom Fahrersitz aus unübersichtlich und ein flacher Mazda MX-5 kann schon mal in seinem Schatten verschwinden. Der grosse Chrom-umrandete Kühlergrill wirkt, als würde er die Zähne fletschen. Kia nennt das plakativ «Tigernase». Beim GT-Line sitzen vorne seitlich Nebelleuchten, die sich aus jeweils vier einzelnen LED-Würfeln zusammensetzen. 19-Zoll grosse Aluminiumfelgen fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Die Dachlinie fällt in der Seitenansicht etwas nach hinten ab und bringt so ein wenig Dynamik in die Optik. Dadurch wird aber der Blick nach hinten unübersichtlich, auch wenn die Heckscheibe tiefer nach unten gezogen wurde im Vergleich zum Vorgänger. Einen fast noch grösseren Schritt in Richtung «gefällt mir» machte der Innenraum des GT-Line. Weiche Softtouch-Oberflächen und eine hohe Materialgüte zieren das Armaturenbrett und die Türverkleidungen. Bei der Mittelkonsole scheint aber das Material nicht mehr ausgereicht zu haben, hier herrscht wieder Hartplastik vor. Lob verdienen die Sitzposition, das griffige Leder-Lenkrad sowie die komfortablen Ledersitze. Diese bieten guten Seitenhalt und glänzen neben der Beheizung (auch hinten) mit einer Ventilation. Der 8-Zoll-Touchscreen ist gut positioniert, selbst bei starker Sonneneinstrahlung bleibt er gut ablesbar. Wichtig, denn das riesige Panorama-Glasdach flutet den Innenraum mit viel Licht. Allerdings hinkt das Infotainment-System und hier insbesondere das Navi mindestens einer Generation hinterher. Die Platzverhältnisse im Fond sind ausreichend und der Kofferraum (503 bis 1492 Liter) bietet für die kompakte SUV-Klasse den Klassendurchschnitt an Laderaum.
Benziner mit «D»
Das «D» in der Typenbezeichnung verwirrt den Sportage-Neuling. Hoppla, das ist ja gar kein Diesel. Der neue 1,6 Liter grosse und 177 PS starke Vierzylinder verlangt nach Superbenzin, beschleunigt den rund 1,7 Tonnen schweren Sportage in flotten 9,1 Sekunden von null auf Tempo 100. Allerdings fehlt es dem 1,6-Liter-Direkteinspritzer im unteren Bereich an Drehmoment. Der unauffällige Geselle harmoniert an sich gut mit dem Automatikgetriebe. Das agiert aber oft träge. Eine sogenannte «Schlafwandler»-Automatik ist doch nicht mehr up to date. Doch halt, es ist ja laut Datenblatt ein Doppelkupplungsgetriebe. Das können die Mitbewerber besser. Das im GT-Line installierte Fahrwerk ist im Vergleich zu den übrigen Varianten etwas straffer abgestimmt. Der Komfort kommt aber nicht zu kurz. Der häufige Einsatz von hohen Drehzahlen unter Turbodruck macht sich natürlich im Verbrauch bemerkbar: Die angegebenen 7,5 Liter waren selbst bei zurückhaltendem Gasfuss nicht zu erreichen. Einen Liter mehr sollte man mindestens einkalkulieren. Knapp 43 000 Fränkli für einen kompakten SUV aus koreanischer Produktion, das klingt erst mal (nach viel Geld) hoch. Kühle Rechner sollten sich aber das von Kia angebotene Garantiepaket (sieben Jahre) und das umfangreiche Ausstattungspaket der GT-Line genau ansehen und erst dann mit VW Tiguan, Toyota RAV4 und Konsorten vergleichen.
Technische Daten | KIA New Sportage |
Preis | Ab 42 950 Franken |
Hubraum | Vierzylinder, Turbo-Benziner, 1,6 Liter |
Leistung | 177 PS bei 5500 U/min |
Drehmoment | 265 Nm bei 1500 U/min |
Antrieb | 7-Gang-DSG-Automatik, Allradantrieb |
0 bis 100 km/h | 9,1 s |
Spitze | 201 km/h |
Verbrauch | 7,5 l/100 km (Werksangabe) 8,7 l/100 km (Praxisverbrauch) |
CO2 | 175 l/100 km (Werksangabe) |
Aussenmasse (LxBxH) | 448 x 185 x 165 cm |
Ladevolumen | 503–1492 Liter |
Markteinführung | 2016 |
Konkurrenten | Volkswagen Tiguan 2.0 TSI Highline (ab 43 650 Franken) Mazda CX-5 SKYACTIV-G 192 (ab 41 500 Franken) |
Vor- und Nachteile
- umfassende Herstellergarantie, umfangreiche Serienausstattung
- Schlechte Übersicht nach hinten, träges Automatikgetriebe