Gross wie eine Burg ist er immer noch nicht, der Mini Cooper Clubman. Aber immerhin lassen sich mit dem Lifestyle-Kombi vier Personen und etwas Gepäck befördern. Und das sogar sehr kommod.
Der Maxi-Mini!
Ach wie süss! Die Beifahrerin zeigt sich begeistert. Der Clubman sagt leise Servus. Das heisst, er tönt nicht, sondern er leuchtet einem das Mini-Logo auf dem Asphalt vor die Füsse. Natürlich sieht man die Welcome-Projektion nur in der Dunkelheit oder der Garage. Nettes Gimmick, typisch Mini. Egal, in welcher Ausführung, der Mini Cooper ist das Paradebeispiel für ein Lifestyle-Auto. Nicht besonders praktisch, aber unendlich schick. Alles andere als billig, aber dafür wertstabil. Wer ein Automobil rein nüchtern sieht, um einfach nur von A nach B zu kommen, für den ist der Mini nicht das Richtige. Er möge bitte weiterscrollen zum nächsten Dacia-Fahrbericht. Der Clubman als viertüriger Kombi soll neben der Hipness natürlich schon einen gewissen Nutzwert ins Haus bringen. Der erste Blick in den Kofferraum ernüchtert aber. Das Ladevolumen von nur 360 Litern ist für einen Kombi dieser Grösse nicht berauschend. Bei umgelegter Rückbank ergibt sich zumindest eine Lademöglichkeit von 1250 Litern. Zudem sehen zwar die zwei Hecktüren umwerfend gut aus, gehören aber auch in die Schublade «schick aber unpraktisch». Die Split Doors, optional erhältlich, reagieren auf einen Fussschwenk unter der Heckschürze und öffnen sich dann von selbst. Schließen muss man allerdings immer noch in Handarbeit. Zudem leidet durch den breiten Mittelsteg an der Hecktür-Kombination die Sicht nach hinten erheblich. Grundsätzlich ist der Mini kein Musterbeispiel an guter Rundumsicht. My Mini, my dark castle! Der Konkurrent Mercedes CLA Shooting Brake (Spitzname Dark Star) kann es aber auch nicht besser. Hier zählt Styling vor Nutzen. Über das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer kann man nicht mäkeln, auch hinten haben es Erwachsene einigermassen bequem. Kein Wunder! Kratzte der Vorgänger noch knapp an der 4-Meter-Marke, so ist der aktuelle Clubman ganze 4,25 Meter lang. Mit dem ursprünglichen Gedanken des ersten Mini (minimale Aussengrösse, maximaler Innenraum) haben diese ausladenden Dimensionen nichts mehr zu tun. Man erinnere sich, der erste Mini Clubman von 1969 ist ganze 3,17 Meter kurz und transportiert bei Bedarf auch vier Personen und etwas Gepäck. Der kann natürlich in Sachen Komfort und Wertigkeit nicht mehr im Mindesten mit der aktuellen Auflage mithalten. Immer noch verspielt und etwas unübersichtlich muss sich der Mini-Neuling mit all den Kippschaltern und Anzeigen etwas Zeit nehmen, um mit der Bedienung vertraut zu werden. Jedoch die Haptik und Qualitätsanmutung stimmen. Mini, aber Premium.
Er fährt wie ein kleiner Grosser
Das klingt paradox, beschreibt aber das Fahrverhalten des Clubman sehr gut. «Klein», weil der Mini, auch als viertüriger Kombi, immer noch sehr wendig und agil um die Kurven flitzt. «Gross», weil er gerade als viertüriger Kombi genügend Platz und Komfort für die grosse Reise zur Verfügung stellt. Auf gewundenen Landstrassen macht der flotte Engländer einen Mörderspass. Der Fronttriebler glänzt, unterstützt durch die direkte Lenkung, mit einem absolut spontanen Einlenkverhalten. Die «elektronische Dämpfer Control» (EDC) sorgt für hohen Komfort, aber auch für einen guten Bodenkontakt. Auch bei hohem Leistungseinsatz fängt der Kombi mit den Vorderrädern nicht zu scharren an. Das muss man den Entwicklern von BMW lassen. Hier ist der Mini Cooper unter den sportlichen und kompakten Fronttrieblern immer noch die Benchmark, auch wenn die Konkurrenz aufgeholt hat. Wobei man erwähnen muss, dass das Fahrwerk mit dem 150 PS starken Testwagen sowieso keine Probleme hat. Man kann aber nicht behaupten, dass der Zweiliter-Turbodiesel kraftlos agiert. Das Drehmomentverhalten ist tadellos. Schon ab 1750 Umdrehungen stellt das Aggregat seine maximale Kraft von 330 Newtonmetern zur Verfügung. Aber obenaus, gerade bei hohen Geschwindigkeiten auf der (deutschen) Autobahn, geht dem Anglo-Bayer etwas die Luft aus. Der Griff zu den Schaltpaddeln der optional erhältlichen Achtgang-Wandlerautomatik (Aufpreis 2400 Franken) erübrigt sich aber meistens. Die Schaltbox hat immer den passenden Gang zur Hand, eine wahre Wohltat im Stadtverkehr und auf langen Reisen. Aber, wie gesagt, die Motoren-Getriebe-Kombination glänzt nicht mit besonderer Dynamik. Das Diesel-Triebwerk muss eben auch 1435 Kilo Gewicht beschleunigen. Auch hier zum Vergleich. Der Urahn von 1959 brachte lediglich 620 Kilo auf die Waage. Angesichts des hohen Leergewichts stellt sich auch die Frage, wie man real einen Durchschnittsverbrauch von 4,4 Litern erreichen soll? Wir benötigten 6 Liter. Angesichts der Fahrleistungen und dem gebotenen Komfort ist das aber akzeptabel. Noch ein Wort zur Preispolitik von BMW/Mini. 34 000 Franken Grundpreis stellen schon einen hohen Einstieg in die kleine Premium-Welt des Mini-Kombi mit 150 Diesel-PS. Beim selbstverständlich gut ausgestatteten Testwagen kommen noch einmal rund 20 000 Franken an Extras oben drauf. 54 000 Stutz für einen kleinen Kombi, da muss man kurz schlucken. Aber ein schicker lifestyliger Auftritt ist eben nicht umsonst.
Technische Daten | Mini Cooper D Clubman |
Preis | Ab 34 000 Franken (Testwagenpreis 54 310) |
Hubraum | 4-Zyl. Turbodiesel, 2,0 Liter |
Leistung | 150 PS bei 4000 U/min |
Drehmoment | 330 Nm bei 1750 U/min |
Antrieb | Frontantrieb |
0 bis 100 km/h | 8,5 s |
Spitz | 212 km/h |
Verbrauch | 4,4 l/100 km (Werksangabe) 6,1 l/100 km (Praxisverbrauch) |
CO2 | 115 g/km (Werksangabe) |
Aussenmasse (LxBxH) | 425 x 180 x 144 cm |
Ladevolumen | 360–1250 Liter |
Markteinführung | 2015 |
Konkurrenten | Mercedes CLA Shooting Brake (ab 37 100 Franken) |
Vor- und Nachteile
- Agiles Fahrverhalten, hohe Qualitätsanmutung
- Hohe Einstands- und Zubehörpreise, schlechte Übersichtlichkeit