Eingefleischte Töff-Fahrer kennen kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung. Das haben sich auch die drei MotoScout24-VIP-Testfahrer zu Herzen genommen. Denn das Einzige, was am Wochenende der Töff-Testtage in Derendingen nicht mitspielte, war das Wetter.



Ein etwas melancholisches Bild bietet sich am Samstagmorgen auf dem TCS-Gelände in Derendingen. Da stehen unzählige, nagelneu glänzende, wunderschöne Töffs aller Art fein säuberlich in Reih und Glied, warten geduldig auf die Testfahrer, und die Tröpfchen des feinen Nieselregens legen sich wie ein Trauerschleier auf die Tanks, Sitzbänke und Motorblöcke der Motorräder. Trotzdem tummeln sich zahlreiche Töff-Piloten auf dem Gelände, heiss auf eine Probetour mit ihrem Traum-Bike. Für wheels! und MotoScout24 haben sich drei Tester für eine Proberunde auf ihre Traumbikes geschwungen.
Sandro Gnädinger
Aprilia RSV4 1000 RR
«Für mich eines der schönsten Motorräder. Alles erscheint sehr schlank und bis ins Detail durchdacht. Die Bedienung ist sehr einfach. Mit dem linken Zeigefinger und Daumen lässt sich die Traktionskontrolle achtfach verstellen. Das Display gefällt mir sehr gut. Die Aprilia fährt sich so leichtfüssig, wie sie aussieht. Der V4-Motor hat im mittleren Drehzahlbereich mehr Druck als die Konkurrenz. Trotzdem ist das Bike für den Rennstreckenbetrieb ausgelegt, was man auch an der harten Sitzbank merkt. Ein durchdachtes Motorrad, mit dem man auf dem Track und beim Sonntagsausflug Freude hat. Alleine der Motorklang macht eine Riesenfreude.»
Kawasaki Ninja ZX-10R
«Die Veränderungen zum Vorgängermodell finde ich sehr gelungen. Das neue Heck lässt das ganze Motorrad jetzt schlanker wirken. Die Bedienung hat mich aber im Vergleich zur Aprilia etwas enttäuscht. Der Wippschalter für den linken Daumen ist zu klein ausgefallen. Die Traktionskontrolle lässt sich nur bei einer längeren Betätigung (1–2 Sekunden) des Knopfes verstellen. Die neue Ninja fährt sich sehr leicht und hat ein gutes Handling. Die Sitzposition ist angenehmer als bei der Aprilia, was bei längeren Ausfahrten dem Komfort zugutekommt. Auch der Motor fährt sich sehr angenehm, wobei man die Spitzenleistung auf öffentlichen Strassen natürlich nie ausnutzen kann. Die Kawasaki hat mich überzeugt. Sie ist durch die angenehme Sitzposition mehr für die Strasse geeignet. Aber vom Motor her ist die Aprilia spassiger zu fahren.»
Suzuki GSX-S1000
«Ein sehr schönes Motorrad, das sehr sportlich und auch aggressiv wirkt. Bei der Sitzprobe fällt im Vergleich zu den anderen Bikes auf, dass das Display ein wenig langweilig wirkt, einfarbig und grau, wenig durchdacht und eher Mittel zum Zweck. Die GSX ist mehr Naked Bike als Supersportler und darum auch sehr gut geeignet für die öffentliche Strasse, alleine schon durch die aufrechte Sitzposition. Die Suzi lässt sich sehr schön fahren, und der Motor mit seinem schönen Durchzug macht gerade auf kurvigen Strecken viel Spass. Sie lenkt auch sehr schön ein, man muss sie nicht in die Kurve drücken. Von den drei gefahrenen Töffs fährt sich die GSX-S1000 auf der Strasse am angenehmsten.»
Stefan Lehmeier
Harley Davidson Sportster 833 Iron
«Die Harley kommt in einer coolen Military-Green-Metallic-Lackierung daher und hat nicht umsonst den Beinamen «iron». Die Sportster wirkt insgesamt sehr gelungen, eine typische Harley. Interessant fand ich das Keyless Go, mit dem man den Schlüssel in der Tasche lassen kann, wenn man losfährt. Auch die selbst zurückstellenden Blinker sind sehr angenehm. Allerdings erinnert mich der Drehzahlmesser mehr an einen Fahrradtacho und erfordert beim Ablesen viel Aufmerksamkeit. Die Iron lässt sich gut um die Kurven zirkeln. Gut gefallen haben mir auch die geringen Lastwechselreaktionen. Aber die Bremse könnte etwas besser verzögern. Leider habe ich keine vernünftige Position für meine Füsse gefunden, und schon nach der 16 Kilometer kurzen Hinrunde spürte ich mein Hinterteil. Deshalb ist das Bike für mich leider nichts, weil die Sitzposition nicht passt und das den Spass am Fahren erheblich trübt.»
Yamaha FJR 1300AE
«Die FJR kommt sehr wuchtig daher, hat aber ein schönes Design. Das neue Display ist sehr gut gelungen, und die Front ist durch die neue Scheinwerfergestaltung viel gefälliger. Die Bedienung aller Schalter ist logisch und intuitiv. Das Display bietet alle nötigen Infos und ist gut abzulesen. Trotz seines hohen Gewichts von 280 Kilo fährt sich der Töff leichtgängig durch die Kurven. Nur beim Rangieren und Langsamfahren merkt man das Gewicht. Die Gänge lassen sich mühelos einlegen und es geht ab Leerlaufdrehzahl ohne Ruckeln mächtig nach vorne. Die Sitzposition ist sehr bequem, und auch der Sozius kann über eine lange Strecke komfortabel mitfahren. Mich hat die FJR 1300AE wirklich überzeugt. Sie hat meine Erwartungen bezüglich Handling und Komfort sogar deutlich übertroffen. Durch den kräftigen Motor und das einstellbare Fahrwerk hat man ein sportliches Tourenmotorrad für ausgedehnte Reisen.»
KTM 1290 Super Duke GT
«Die Super Duke GT erinnert mich an einen Stealth Fighter. Mir gefällt das persönlich sehr gut. Das Design ist modern kantig mit klaren Linien. Die Bedienung der Schalter ist schnell zu erlernen, wenn auch nicht immer intuitiv. Das Display ist gut abzulesen und bietet alle nötigen Infos. Alle Schalter lassen sich auch mit Handschuhen gut bedienen. Der Motor hat sehr viel Druck in allen Lebenslagen. Die GT flitzt schnell um die Ecken und lässt sich leicht steuern. Was die elektronischen Helferlein angeht, bietet die Super Duke das volle Programm vom Kurvenlicht über ein elektronisches Fahrwerk und ein Kurven-ABS. Der einzige Nachteil für mich ist der zu kurz geratene Schalthebel. Dadurch musste ich zum Schalten immer erneut den Fuss einfädeln. Ausserdem bin ich mit den Knien immer wieder an der Verkleidung hängen geblieben. Aber das liegt vielleicht an meiner eigenen Körper-Geometrie. Insgesamt ist die 1290 Super Duke GT ein sehr gelungenes Bike, das aus einem rassigen Naked Bike einen sehr schnellen Tourer macht. Hätte ich nicht das Geometrie-Problem, wäre die KTM einer meiner Traum-Töffs.»
Sandra Giorgianni
Kymco People GT 300i ABS
«Als Pilotin einer 125er-Vespa wollte ich einmal einen stärkeren Scooter zum Test fahren. Auf dem abgesperrten Kurs des TCS durfte ich den Kymco-Roller mit 300 ccm fahren. Die People GT 300i ABS wirkt sehr modern und fährt sich angenehm und leise. Allerdings wirkt die ganze Aufmachung etwas billig. Das Display und die Schalter sind klar und einfach in der Bedienung. Obwohl die Kymco deutlich grösser ist als meine Vespa, wirkt sie sehr handlich. Wichtig ist mir als Roller-Pilotin, dass der Durchstieg für die Füsse schön niedrig ist. Das ist bei der Kymco der Fall. Trotzdem macht mir meine Vespa mehr Spass.»